Eltern wollen Waldorfschule gründen

Initiative besucht bestehende Schulen und holt sich Anregungen / Stadt unterstützt bei der Suche nach Räumen

Seit einiger Zeit trifft sich eine Gruppe engagierter Eltern, die in Gelnhausen eine Waldorfschule gründen wollen. Von der Suche nach einem Gebäude und geeigneten Lehrern bis hin zur Finanzierungsform wartet noch eine Menge Arbeit auf sie.

Gelnhausen - "Ich bin froh über jede Schulform, die in Gelnhausen zusätzlich angeboten werden kann", erklärt der künftige Bürgermeister Thorsten Stolz (SPD). "Eine Waldorfschule würde eine Bereicherung darstellen und könnte die eine oder andere Familie vielleicht veranlassen, die Stadt aus schulischen Gründen zu ihrem Lebensmittelpunkt zu machen."

Kürzlich besuchte Stolz zusammen mit Renate Baumann, Vorsitzende der Bürger für Gelnhausen (BG), den Waldorfkindergarten, aus dessen Elternschaft die engagierten Schulgründer hervorgehen. Stolz war beeindruckt, vor allem "vom Klima, vom Umgang der Kinder miteinander." Genau darum geht es auch Solvejg Faak, deren fünfjährige Tochter den Waldorfkindergarten besucht. Die Psychotherapeutin ist zusammen mit der Hanauerin Melanie Kolhey derzeit Hauptstreiterin für die neue Schulform.

"Ich möchte, dass die intensive Betreuung, die die Persönlichkeit des einzelnen Kindes berücksichtigt, auch in der Schule möglich ist." Kolhey findet, dass nicht alle Kinder an den staatlichen Schulen gut aufgehoben sind. Sie hält vor allem die Notengebung, die oft zu starken Leistungsängsten führe, für verfrüht. Unabdingbar sei, dass die Kinder in den ersten Jahren vor allem eines lernten: "Sie sollen spüren, dass sie gern auf der Welt sind, dass dies ein schöner Ort ist."

Die Gründung einer Schule ist ein langwieriger Prozess. Erste Schritte hat die Initiative unter der Leitung von Solvejg Faak und Melanie Kolhey schon hinter sich gebracht. Die beteiligten Eltern besuchten Schulen in Dietzenbach, Bad Nauheim, Frankfurt und Loheland (bei Fulda). Dort holten sie sich Anregungen für das eigene Projekt.

Start mit drei ersten Klassen

Als weiterer Punkt auf der langen Liste der zu erledigenden Dinge steht die Vereinsgründung. Danach erfolgt die Suche eines Waldorfgründungslehrers. Der muss nach Vorgaben der Anthroposophischen Gesellschaft bereits zwei Jahrgänge, das heißt jeweils für acht Jahre, betreut haben muss. Anschließend müssen sowohl die Schul- als auch die Finanzierungsform gewählt werden. Zum Start plant die Initiative zunächst eine Schule mit drei ersten Klassen. Einige Jahre später sollen dann alle Klassenstufen bis hin zum Abitur absolviert werden können.

Sehr erfreut ist Solvejg Faak über die Bereitschaft der Stadt, der Initiative unter die Arme zu greifen. Am Montag wird im Magistrat über einen Antrag der SPD entschieden, die Eltern bei der Suche nach Räumlichkeiten zu unterstützen. Zwar ist es der Stadt aufgrund der angespannten Haushaltslage nicht möglich, ein Gebäude zu erwerben oder Umbauarbeiten zu finanzieren, aber sie kann durch Gespräche und Vermittlungen den Weg bereiten. Anschließend sind dann vor allem die Eltern gefordert. Ob Kindergarten oder Schule - neben den Finanzen gibt es einen zweiten Grund, der ihre Mitarbeit erforderlich macht: die Organisation durch eine Selbstverwaltung. Die Eltern wollen die neue Schule als die "ihre" begreifen, und dazu gehören Renovierungs-, Putz- und Gartendienste.

Die 15 bis 20 engagierten Väter und Mütter, die sich in sechswöchigen Abständen treffen, können auf jeden Fall noch Hilfe gebrauchen. "Jeder, der Interesse hat, kann mitmachen - finanziell, ideell, organisatorisch", sagt Solvejg Faak. "Ich wünsche mir, dass viele Leute von der Idee erfahren." Dann bestehe die Chance, dass es nicht sieben Jahre dauere, wie bei anderen Schulgründungen, "sondern vielleicht nur zwei oder drei". Bettina Mähler
Frankfurter Rundschau

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