Um Mitternacht Wechsel an der Spitze der Barbarossastadt

Nachdem er den Amtseid abgelegt hatte, erhielt Thorsten Stolz (rechts) vom scheidenden Bürgermeister Michaelis die Stadtfahne überreicht. Bild: Dieckmann
Nachdem er den Amtseid abgelegt hatte, erhielt Thorsten Stolz (rechts) vom scheidenden Bürgermeister Michaelis die Stadtfahne überreicht. Bild: Dieckmann
Morgen beginnt die Amtszeit des neuen Bürgermeisters Thorsten Stolz (SPD) - Eid abgelegt

Am morgigen 12. April beginnt die Amtszeit des neuen Gelnhäuser Bürgermeisters Thorsten Stolz (SPD). Im Beisein vieler Gäste, darunter zahlreiche Bürger, Rathauschefs benachbarter Kommunen und Landrat Erich Pipa, legte er gestern Abend im Rahmen einer Stadtverordnetenversammlung den Amtseid ab. Bevor der nach 30 Jahren aus dem Amt scheidende Bürgermeister Jürgen Michaelis seinem Nachfolger die Ernennungsurkunde überreichte, wendete er sich direkt an Stolz und gab ihm ein paar persönliche Worte mit auf den Weg: "In Deinem neuen Amt wirst Du keine Langeweile haben. Jeder Tag bringt etwas Neues, Vielfältiges, manchmal Erfreuliches, dann wieder nicht ganz angenehme Überraschungen und Herausforderungen. In diesem Amt lernt man nie aus sondern jeden Tag etwas dazu." Eine Stadt, die kultureller, wirtschaftlicher und sportlicher Mittelpunkt sowie Zentrum für Dienstleister aller Art sei, habe Verpflichtungen innerhalb der Region.
"Bei der Amtsführung helfen Dir, lieber Thorsten Stolz, ein starkes Gefühl und Verantwortungsbewusstsein für die eigene Heimat."Jürgen Michaelis, Bürgermeister Wichtige Kontakte und Netzwerke müssten gepflegt, immer wieder neu aufgebaut oder ausgebaut werden. Michaelis: "Bei der Amtsführung helfen Dir, lieber Thorsten Stolz, ein starkes Gefühl und Verantwortungsbewusstsein für die eigene Heimat und die in ihr lebenden Menschen." Hilfreich sei auch die Erkenntnis, dass man aus eigener Kraft und vermeintlicher Vollkommenheit gar nichts erreichen könne: "Nur im Zusammenwirken mit anderen, ohne die man selbst nichts wäre, lassen sich erfolgreiche Werke vollbringen." Dies verlange, über den Tellerrand zu sehen und enge Verbindungen zu allen politischen Kräften zu suchen, die zur konstruktiven Zusammenarbeit bereit seien. "Zu integrieren und Brücken zu bauen, statt Gräben aufzureißen", so Michaelis. Er warnte seinen Nachfolger aber auch vor selbst ernannten Beratern, "die ihre Anliegen mit dem allgemeinen Wohl verbrämen, aber durchaus sehr handfeste und rein persönliche Interessen verfolgen." Der scheidende Rathauschef betonte: "Das Wohl des Ganzen, das Wohl der Stadt ist oberstes Gebot für das Handeln eines Bürgermeisters." Anschließend überreichte er Stolz die Stadtfahne.
Stadtverordnetenvorsteher Günter Engel gratulierte dem neuen Rathauschef im Namen des Parlaments: "Wir wünschen Ihnen für das neue Amt das erforderliche Durchsetzungsvermögen und die sprichwörtliche glückliche Hand." Landrat Erich Pipa dankte zunächst Jürgen Michaelis: "Du warst ein Bürgermeister im besten Sinne, der immer auf die Bürger zugegangen ist und ihre Meinung hören wollte." In Richtung Thorsten Stolz sagte Pipa: "Du wirst jetzt viele Freunde und Ratgeber haben. Ich kann Dir nur empfehlen, bleibe so wie Du bist und entscheide auch einmal aus dem Bauchgefühl heraus." Manchmal, so der Landrat weiter, "reinigt auch ein kräftiges Gewitter die Luft". Für Gelnhausen stünden auch in der Zukunft wichtige Entscheidungen an, die auf einer breiten politischen Basis getroffen werden müssten. Deshalb begrüßte Pipa die Ankündigung von Stolz, die von Michaelis ins Leben gerufenen interfraktionellen Gespräche fortführen zu wollen: "Das kann zu Transparenz über die Parteigrenzen hinaus führen."
Weitere Grußworte sprachen die Vorsitzenden der in der Stadtverordnetenversammlung vertretenen Fraktionen, bevor Thorsten Stolz selbst ans Rednerpult schritt. Er erinnerte an sein Wahlkampfmotto "Für Gelnhausen begeistern" und seine im Wahlkampf formulierten Ziele: "Es geht mir zum einen darum, andere Menschen, Unternehmer, Investoren, Kunden, Familien und viele viele andere von Gelnhausen als Wirtschaftsstandort, Einkaufsstadt, Freizeit- und Kulturstadt und letztendlich auch als Arbeits- und Wohnstätte zu begeistern. Zum anderen geht es mir darum, unsere Bürgerinnen und Bürger mitzunehmen." Er wolle künftig noch mehr Menschen von Gelnhausen begeistern und sie dazu bewegen, Verantwortung zu übernehmen: "Gemeinsam und immer auf Augenhöhe mit dem Bürger ist der Schlüsselbegriff meines Verständnisses einer bürger- und beteiligungsorientierten Kommunalpolitik." Stolz kündigte eine offene und faire Diskussions- und Kommunikationskultur an. Er wolle Offenheit, Transparenz und Bürgernähe vorleben.
Mit Blick auf den städtischen Schuldenstand von 60 Millionen Euro sprach der neue Rathauschef aber auch von Entscheidungen, "die künftig nicht auf ungeteilte Gegenliebe der Bürgerschaft stoßen werden." Künftig müsse jeder Euro zwei Mal umgedreht werden. "Was wir aber auf keinen Fall tun dürfen, ist diese Stadt und die Lebensqualität kaputt zu sparen", betonte Stolz. Dank richtete er an seinen Vorgänger Michaelis, der die Amtsübergabe "vertrauensvoll und fair" vollzogen habe: "Ich bedanke mich für die unterschiedlichen Ratschläge, die Du mir in vielen persönlichen Gesprächen mit auf den Weg gegeben hast. Manches davon werde ich beherzigen, manches werde ich aber auch ein wenig anders machen."
GT, (as).

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